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InsektenGut – Entwicklung und Optimierung von Insektenlebensräumen

Land- und Fortwirtschaft, Natur-, Landschafts- & Klimaschutz
Heidekreis
regionales Projekt
überregionales Projekt
Querschnittsthema: Klimaschutz

Das Projekt ist als Kooperationsprojekt der LEADER Regionen Aller-Leine-Tal, Kulturraum Oberes Örtzetal, Hohe Heide, Naturpark Lüneburger Heide und Vogelparkregion innerhalb des Heidekreises, Niedersachsen gedacht.

Projektträger: Naturschutzstiftung Heidekreis

Hintergund Insektenschwund

Insekten sind klein, teils unscheinbar, manchmal sogar lästig. In Deutschland sind rund 33.000 Arten bekannt, vom wunderschönen Schmetterling, über die radschlagende Libelle, bis zur stinkenden Zikade oder nervig beißenden Kriebelmücke. Sie machen rund 70 % aller in Deutschland bekannten Tierarten aus.

Insekten sind wegen ihrer Bedeutung in den Nahrungsketten die Grundlage der Biodiversität. Vom Fisch bis zum Adler hängen fast alle Artengruppen von Insekten am Beginn der Nahrungsketten ab. Unzählige Insektenarten stehen auf den Roten Listen Niedersachsens und sind vom Aussterben bedroht. Durch den Nahrungsmangel leiden inzwischen auch andere Artengruppen merklich. Hält man sich vor Augen, dass die Biomasse der Insekten rund 90 % der gesamttierischen Biomasse ausmacht dann wird schnell klar, welche immensen Auswirkungen der aktuell rund 80 %ige Verlust der Insektenbiomasse für die Nahrungsketten bedeutet – oder anders gesagt, das Nahrungsangebot durch Insekten hat sich in den letzten Jahrzehnten um rund 80 % reduziert!

Die Ursachen des Rückgangs sind vielfältig, sie haben jedoch eines gemeinsam: Insekten fehlt zunehmend der Lebensraum der es ihnen ermöglicht, auf blütenreichen Flächen Nahrung zu finden, sich auf vernetzten Lebensräumen zwischen Populationen austauschen zu können und die verschiedenen Entwicklungsstadien unbeschadet bis hin zur Fortpflanzungsfähigkeit durchlaufen zu können. Dabei ist zu bedenken, dass die Ansprüche an geeignete Lebensräume so verschieden sind, wie die Arten selber. Die Einen überdauernd juvenile Stadien zwei Jahre in klaren, kühlen Fließgewässern, andere in Stillgewässern, wieder andere verbleiben an Land und sind zwingend auf das Vorkommen teilweise bestimmter Pflanzenarten wie z.B. den Lungenenzian angewiesen, andere überdauern zwei Jahre in Grashalmen. Teilweise sind trockene, durchlüftete, sandige Böden existentiell, teilweise werden ganz enge Feuchtigkeitsgradienten an Ufer- oder Moorrändern benötigt, um als Jungtier zu überleben. Im Laufe ihres Lebens sind die Arten mitunter auf verschiedene Nahrungsquellen wie Nektar, Blattmasse oder andere Insekten angewiesen. Daher ist es wichtig, dass verschiedene Lebensräume eng verzahnt sind. Bei genauer Betrachtung ist die Lebensweise der Insekten hochspezialisiert und eben deshalb hochinteressant und spannend.

Projektziel

Ziel muss es sein, die Lebensbedingungen der Insekten durch geeignete Maßnahme und Aufklärung zu verbessern, um möglichst zeitnah wieder eine Zunahme der Insektenbestände zu erreichen. Das Niedersächsische Aktionsprogramm zur Insektenvielfalt nennt 6 Handlungsfelder, um das Ziel zu erreichen:

  • Biotopverbund,
  • Schutzgebiete als Lebensräume verbinden,
  • Strukturvielfalt und Lebensräume in Agrarlandschaften stärken,
  • Lebensräume in Siedlungen fördern,
  • Forschung Monitoring sowie
  • Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung stärken.

Im Rahmen des Projektes sollen nur folgende drei Schwerpunkte gesetzt werden: a) Biotopverbund b) Strukturvielfalt und Lebensräume in Agrarlandschaften stärken, c) Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung stärken.

a) Biotopverbund

In Kooperation mit privaten Grundeigentümern können Schlaggrenzen ausgemacht werden, auf denen durch Gestattungsverträge ebenso 

  • blütenreichen Dauerbrachen,
  • blütenreichen Mähwiesen,
  • blütenreichen Alleen und Baumreihen
  • blütenreichen Feldhecken angelegt werden können.

Durch die Naturschutzstiftung Heidekreis sollen in diesem Zusammenhang

  • Potentialflächen digital ermittelt,
  • Maßnahmenflächen abgestimmt und vertraglich gesichert,
  • die Maßnahmenplanung vorgenommen,
  • Vergabeverfahren durchgeführt und
  • die Maßnahmenumsetzung betreut werden.

Entlang von Wegerainen können gemeinsam mit Kommunen ggf. auch auf deren Eigentumsflächen diejenigen Flächen durch den Projektträger ausgemacht und abgestimmt werden, die breit genug sind, um durch Anlage von

  • Dauerbrachen,
  • blütenreichen Mähflächen,
  • blütenreichen Alleen,
  • blütenreichen Baumreihen oder
  • blütenreichen Feldhecken

einen für Insekten geeigneten Biotopverbund zu bieten.

b) Strukturvielfalt und Lebensräume in Agrarlandschaften stärken

Die Naturschutzstiftung ist nach ihrem mehr als zehnjährigen Bestehen im gesamten Heidekreis mit wichtigen Akteuren der Agrarlandschaft eng vernetzt. Es bestehen Kooperationsvereinbarungen mit dem Landvolkverband Lüneburger Heide sowie den Vereinigten Heidehöfen e.V. Der Bekanntheitsgrad der Naturschutzstiftung wächst stetig, die positive Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Naturschutzmaßnahmen spricht sich kreisweit herum. Daher ist die Naturschutzstiftung Heidekreis in besonderem Maße geeignet, Grundeigentümer für die Entwicklung von Insektenschutzmaßnahmen zu gewinnen. Die Strukturen hierfür bestehen bereits.

Ziel des Projektes ist es, Grundeigentümer für folgende Maßnahmen zu gewinnen:

  • Anlage von Dauerbrachen,
  • Schaffung und Pflege von blütenreichem Grünland als Lebensraum für Insekten,
  • Pflanzung von Obstbäumen,
  • Pflanzung von Alleen,
  • Pflanzung von Baum- und Gehölzreihen sowie
  • Anlage blütenreicher Feldhecken.

Flächige Maßnahmen sollten dabei nach Möglichkeit eine Größe von je mehr als 5000 qm haben, lineare Maßnahmen wie Hecken, Alleen oder Baumreihen können auch kleiner sein.

c) Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung

Um die oben genannten Ziele zu erreichen, soll eine Beratungsstelle in der Naturschutzstiftung Heidekreis eingerichtet werden. Hier werden neben den aufgeführten Maßnahmen eine fortlaufende Beratung von Eigentümern und Pächtern zu Insektenschutzmaßnahmen oder auch kurzfristige Vor-Ort-Besichtigungen bei akuten Problemen koordiniert.

Öffentliche Informationsveranstaltungen zu verschiedenen Thematiken wie z.B. Insektenfreundliche Mahd unter ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten in allen LEADER-Regionen können die Öffentlichkeit über die Möglichkeiten des Insektenschutzes informieren und zur Teilnahme am Projekt anregen.  Ergänzend zu der Beratungsstelle sollen über die Fortbildungsangebote

  • insektenfreundliche Grünlandnutzung,
  • insektenfreundliche Gartengestaltung,
  • Baumpflege,
  • Heckenpflege und
  • Obstgehölzpflege

Bürgerinnen und Bürger geschult werden, die dann ihre Kenntnisse in der fachgerechten Pflege zum Erhalt der Insektenlebensräume einsetzen und weitertragen können. In Zusammenarbeit mit örtlichen Akteuren sollen „Insektenrundwege“ durch die Naturschutzstiftung Heidekreis geplant und umgesetzt werden. Im Rahmen von erlebnispädagogischen Gruppenangeboten für Schulklassen, Kinder- und Jugendgruppen soll der nächsten Generation die Faszination der Insektenwelt nähergebracht werden. Angedacht ist die Einbindung von Kindern und Jugendlichen bei Pflanzaktionen oder die Fortbildung von Gruppen in den Bereichen Insektenkunde im Biotopzusammenhang. Hierfür sollen Experten wie z.B. im Heidekreis tätige Streuobst- oder Waldpädagogen die Durchführung in Kooperation oder im Auftrag der Naturschutzstiftung Heidekreis durchführen. Die Koordinierung und Bewerbung der Angebote erfolgt durch die Naturschutzstiftung Heidekreis mit dem Ziel, dass die teilnehmenden Gruppen nach Projektende die Angebote weiterhin wahrnehmen und die regulären Kosten hierfür übernehmen. Generell werden Presseartikel über wichtige Ereignisse, neue Maßnahmen und Zwischenabschnitte erstellt und zusätzlich auch auf der Homepage veröffentlicht.

Regionalmanagement LEADER VPR
Reference No.: 2022-07738
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