Leise Insel – Zukunftsmobilität für Spiekeroog
Das Projekt „Leise Insel – Zukunftsmobilität für Spiekeroog“ soll eine zukunftsfähige, inseltypische Mobilitätsstruktur entwickeln und erproben. Es verbindet konzeptionelle Arbeit mit praktischer Umsetzung und schafft damit Grundlagen für eine dauerhaft nachhaltige Mobilität auf der Insel.
Ziel ist, gemeinsam mit Betrieben, Logistikern und der Gemeinde herauszufinden, welche Mobilitätsformen und Organisationsmodelle (z. B. E-Lastenräder, kleine E-Fahrzeuge, Sharing- oder Fördermodelle) wirklich zur Insel passen, wie sie sich wirtschaftlich betreiben lassen und wie sie in das Ortsbild integriert werden können.
Projektbeschreibung
Das Projekt ist zweistufig angelegt und bewusst ergebnisoffen formuliert:
1. Analyse- und Konzeptphase
- Erhebung der aktuellen Transportbedarfe von Gemeinde, Betrieben, Gepäckservice, Handwerk, Gastronomie und Einrichtungen
- Bewertung der bestehenden Mobilitätsmittel und Wege (inkl. Winterdienst, Straßenreinigung, Essensverteilung, Materialtransporte, Müllentsorgung)
- Entwicklung eines Insel-Mobilitätskonzepts, das folgende Themen umfasst:
- Elektromobilität und Lastenradnutzung
- Lade- und Werkstattinfrastruktur
- gemeinschaftliche Nutzung (z. B. Sharingmodell oder Poollösungen)
- Gestaltungs- und Abstellkonzepte im öffentlichen Raum
- Ableitung von Förder- und Betriebsmodellen, die auch Betrieben die Anschaffung geeigneter, inselgerechter Fahrzeuge ermöglichen
2. Pilot- und Umsetzungsphase
- Anschaffung erster kommunaler E-Lastenräder oder kleiner E-Fahrzeuge, u. a. für:
- Winterdienst (z. B. Streugut, Werkzeugtransport)
- Straßenreinigung und Materialtransporte
- Essens- und Versorgungsfahrten
- Umsetzung einer neuen Gepäckservice-Lösung in Zusammenarbeit mit dem Insellogistiker
- Einrichtung einer zentralen Lade- und Werkstattstation, ggf. kombinierbar mit öffentlicher Nutzung durch Betriebe
- Förderung oder Beteiligung von Betrieben bei der Anschaffung eigener, inselgerechter E-Lastenräder
- Erprobung gemeinschaftlicher Modelle (z. B. Sharing-Pool, Nutzung durch Ehrenamtliche, Logistiker oder Vermietungen)
- Öffentlichkeitsarbeit und Beteiligung der Insulanerinnen und Insulaner unter dem Motto „Insel fährt leise“
Bezug zur Dorfentwicklung
Das Projekt stärkt mehrere Handlungsziele der Dorfentwicklung Spiekeroogs:
- Klimaschutz & Energieeffizienz: Umstieg auf leise, emissionsfreie Mobilität und Ladeinfrastruktur
- Lebensqualität & Ortsbild: Bewahrung der Ruhe und des besonderen Inselcharakters
- Daseinsvorsorge & Wirtschaft: Sicherung der Logistik-, Reinigungs- und Transportleistungen trotz Fachkräftemangel
- Gemeinschaft & Innovation: Kooperation zwischen Betrieben, Gemeinde und Bürgerschaft, gemeinsame Nutzung neuer Strukturen
Damit trägt das Projekt zur dauerhaften Zukunftsfähigkeit der Insel bei – und kann als Modellprojekt für nachhaltige Mobilität im sensiblen Raum dienen.
Erwartete Wirkungen
- Spürbare Reduktion von Lärm, Emissionen und Verkehrsbelastung
- Zuverlässige, moderne Transport- und Reinigungsleistungen
- Stärkung lokaler Betriebe durch Zugang zu Fördermitteln und Infrastruktur
- Sichtbares Zeichen für Nachhaltigkeit und Zukunftsorientierung
- Bewahrung des zentralen Markenwerts Spiekeroogs: Ruhe und Entschleunigung
Motivation
Spiekeroog lebt von Ruhe, Überschaubarkeit und dem bewussten Verzicht auf motorisierten Individualverkehr – ein Alleinstellungsmerkmal, das die Insel prägt und schützt. Doch die Anforderungen an Mobilität verändern sich spürbar:Die Bevölkerung wird älter, logistische Wege nehmen zu, und Dienstleistungen – vom Gepäcktransport bis zum Winterdienst – geraten unter Druck. Viele Betriebe verfügen über keine geeigneten Transportmittel mehr, während die Gemeinde mit einem alternden Dieselfahrzeug für Winterdienst und Straßenreinigung arbeitet.
Gleichzeitig nimmt der Wunsch nach praktischer, nachhaltiger und leiser Mobilität zu. Moderne E-Lastenräder oder kleine Elektrofahrzeuge bieten Chancen, erfordern aber eine abgestimmte Nutzung und klare Rahmenbedingungen. Auf anderen Inseln zeigt sich bereits: Unkoordinierter Wildwuchs – viele verschiedene Modelle, unstrukturierte Abstellflächen, fehlende Ladestruktur – führt zu Unordnung und Konflikten im öffentlichen Raum.
Für Spiekeroog eröffnet sich hier eine große Chance: Die Insel kann zeigen, wie klimaneutrale, leise und gemeinschaftlich organisierte Mobilität auf engem Raum funktionieren kann – und damit ihre besondere Atmosphäre auch in Zukunft bewahren.