Stadtwald Werder (Havel) – weniger ist hier ganz sicher mehr
Für mich ist der Stadtwald ein in der Mitte der (Kern)Stadt liegendes Kleinod. Ein ortsnaher, natürlicher Erholungsraum, der zur Bewegung und Erholung einlädt. Ich kann mich darin auf verschiedenen Wegen bewegen, Zeit mit der Familie verbringen oder manchmal einfach nur den kürzesten Weg von der Brandenburger Str. hin zur Straße Am Plessower See nutzen. Ich sehe andere Menschen, die Hunde ausführen, Kinder, die im Dickicht spielen oder eine der vielen anderen Möglichkeiten nutzen. Kurzum, der Stadtwald bietet schon heute vieles von dem, was ich mir von so einem Ort wünsche.
Stelle ich mir die Frage, warum sich dieser Ort großer Beliebtheit erfreut, komme ich auf folgende Antwort. Der Stadtwald bietet die oben genannten Möglichkeiten in einer an vielen Stellen ursprünglichen Natur. Die Topographie ist besonders und über die Jahrzehnte von Bäumen und Büschen gut vereinnahmt worden. Im Gegensatz zu vielen anderen Orten unserer Stadt kann ich mich auch an heißen Sommertagen im Schatten der Bäume bewegen. Und der Stadtwald bietet all das sehr niederschwellig an. Es bedarf keines großen Aufwandes, mal eben dahin zu gehen.
Für die Zukunft des Stadtwaldes wünschen ich mir die Bewahrung dessen, was im Kern schon vorhanden ist. Darüberhinaus sollten z.B. Hauptwege befestigt werden (natürlich mit für diesen Ort geeigneten Materialien), um Menschen mit eingeschränkter Mobilität die Teilhabe zu erleichtern. Schon vorhandene Anlagen wie die Freilichtbühne, die Skaterbahn oder die Bänke im gesamten Stadtwald sollten erneuert werden und danach auf einen gut nutzbaren Stand erhalten werden. Oben angesprochene Nutzung als kurze Verbindung für Radfahrer und Fußgänger muss entsprechend hergerichtet werden.
Die vorgestellte Konzeptstudie „Begegnung und Bewegung im Stadtwald“ steht dieser Erwartung in weiten Teilen entgegen. Offenbar nach der Devise „viel hilft viel“ sollen dabei sogenannte Attraktionen in unserem Stadtwald errichtet werden. Dabei scheint die Konzeptstudie in ihren Aussagen oftmals fremd. So, als hätten die Autoren sich nicht die Zeit genommen zu ergründen, was die Menschen in den Stadtwald bringt und was sie dort gern machen. Geradezu ignorant werden in der Studie Nutzungen an Orten gedacht, die ganz anders in der Realität bereits stattfinden oder es werden Nutzungen eingebracht, die fernab dessen liegen, was man sich vor Ort wünscht. Als wolle da jemand von oben herab festlegen, was die Besucher wo zu tun hätten. Doch ganz das Gegenteil sollte der Fall sein. Auch die zukünftige Nutzung des Stadtwaldes muss sich an den Bedürfnissen der Menschen orientieren, nicht andersherum.
Der Stadtwald Werder war, ist und soll auch zukünftig ein Naherholungsgebiet bleiben. Dafür braucht es keinerlei Attraktionen, die Menschen von weiter her anlockt, dadurch zusätzlichen Verkehr erzeugt und die sensible Natur übermäßig belastet. Eine Reaktivierung dessen, was vorhanden ist, scheint mir völlig ausreichend. Erweitert um das oben beschriebene kann der Stadtwald auch zukünftigen Generationen einfach und unkompliziert das liefern, was viele suchen. Ein in der Mitte der (Kern)Stadt liegendes Kleinod. Ein ortsnaher, natürlicher Erholungsraum, der zur Bewegung und Erholung einlädt.