rungen legt wie Verklärung oder wie Verzerrung ins Überdimensi‐ onale – wie ein noch restloses Allumfangen selber. Ja, man darf sagen: wo etwa zeitliche Umstände – beispielsweise die heutigen oder die von morgen – einem Kinde allzuviel davon und von den sich ganz unvermeidlich daran anschliessenden Enttäuschungen ersparen möchten, wo seine Nüchternheit allzufrüh kritisch einset‐ zen muß: da wäre eher zu fürchten, ob der natürliche Phantasie‐ trieb, der unserer Verstandeswachheit so sehr lange vorangeht, sich nicht unnatürlich aufstauen könnte, um sich dermaleinst am nüchtern Realen in gespenstischen Übertreibungen zu rächen, und ob er nicht eben damit, unter solchem nachträglichen Drang, gera‐ de die sachlichen Maßstäbe ausließe. Wohl aber muß man hinzufügen: beim normalen Kinde weicht ein allzu »religiöses« Erzogensein von selbst vor zunehmender Kri‐ tik am Wahrgenommenen – ähnlich wie die ausschließliche Bevor‐ zugung des Märchenglaubens vor dem brennenden Interesse an der Realität. Geschieht dies nicht, so wird meistens eine Entwick‐ lungshemmung vorliegen, eine Unstimmigkeit zwischen dem, was dem Leben entgegentreibt, und dem, was zögert, sich mit dessen Bedingtheiten zu befreunden. – Daß mit unserm Geborenwerden ein Riß – zwischen Welt und Welt – zwei Existenzarten fortan trennt, das läßt das Vorhanden‐ sein einer vermittelnden Instanz sehr begehrenswert werden. In meinem Fall mögen die überall einsetzenden Kleinkindkonflikte einen gewissen Zurückrutsch gezeitigt haben – aus bereits ange‐ paßterer Urteilsweise in eine rein phantasierende, wobei sozusa‐ gen die Eltern und die elterlichen Standpunkte verlassen (fast ver‐ raten) wurden für ein totaleres Umfangen‐ und Aufgenommen‐ sein, für eins, worin man sowohl hingegeben war an noch größere Übermacht als auch in ihr teilhaftig jeder Selbstherrlichkeit, ja All‐ mächtigkeit. Man stelle sich das etwa im Bilde vor: als habe man sich vom El‐ ternschoß, von dem man auch manchmal niedergleiten muß, mit‐ ten auf den Gottesschoß gesetzt, wie auf den eines noch viel ver‐