Gesundes Leben in der Region Wilhelmshaven-Friesland
Strategische Ansätze
Die mentale und physische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen hat höchste Priorität. Alle Maßnahmen müssen darauf ausgerichtet sein bzw. zumindest nicht diesen Ansatz entgegenstehen.
- Vor allem Kinder und Jugendliche haben während der Corona-Pandemie zurückstecken müssen, psychologische Probleme in diesen Altersgruppen nehmen zu. Um diese entsprechend behandeln zu können, muss dem Mangel an (Kinder-)Psychologen begegnet werden.
- Die Versorgung durch Kinderärzte muss sichergestellt sein.
- Der Besuch einer KiTa mit einem guten Betreuungsschlüssel ist für die mentale Gesundheit wichtig (siehe auch weiter unten) und muss sichergestellt werden.
Es müssen ausreichend Kita-Plätze zur Verfügung gestellt werden.
- Alle Kinder sollen die Chance haben, sich sozial zu integrieren, Sozialkompetenz – und ggf. auch Deutsch - zu erlernen. Dafür ist die Sicherstellung von Kita-Plätzen enorm wichtig.
- Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels müssen Unternehmen stärker auf die Bedürfnisse der Arbeitnehmer:innen eingehen. Unternehmen können ihre Mitarbeiter:innen entlasten, indem sie eine Kinderbetreuung bereitstellen, z. B. einem Betriebskindergarten. Dies ist auch als Kooperation von mehreren Unternehmen in einem Gewerbegebiet denkbar. Bei der Ansiedlung von Unternehmen sollte auf das soziale Engagement geachtet werden, bzw. die Schaffung von Betreuungskapazitäten sollte ein Auswahlkriterium sein.
- Für zuziehende Fachkräfte ist das Angebot an Betreuungsmöglichkeiten (KiTa-Plätze aber ggf. auch in der Altenpflege) entscheidungsrelevant, eine Bereitstellung daher hinsichtlich der Fachkräftesicherung sinnvoll.
- Bei der Vergabe von KiTa-Plätzen darf keine 2 Klassen-Gesellschaft entstehen, z. B. sollen Betreuungskapazitäten für zuziehende Fachkräfte nicht geblockt werden, wenn dadurch Plätze für die Familien der Region fehlen.
- Es ist zu beobachten, dass v. a. sozial schwächer Gestellte keinen KiTa-Platz bekommen. Es muss eine Betreuung für alle sozialen Milieus sichergestellt werden.
- Da Frauen immer noch überdurchschnittlich viel Care Arbeit leisten, tragen Betreuungskapazitäten zu einer Verbesserung der Work Life Balance der Mütter und zur Verbesserung der Chancengleichheit bei.
Gesundheitliche Aufklärungsarbeit muss umfassender werden und bereits im Kindergarten und in der Schule beginnen (Prävention).
- Das Wissen darüber, wie man ein gesundes Leben führen kann, sollte über Themen wie Ernährung/Kochen und Bewegung schon in der Schule beginnen und in den Lehrplan aufgenommen werden.
- Darüber hinaus sind weitere Informationsangebote bzw. -anlaufstellen sinnvoll, die bereits bei Kindern und Jugendlichen das Interesse für ein gesundes Leben wecken.
Es muss besser (kontinuierlich, transparenter sowie breiter) über die Situation/Veränderungen im Gesundheitssektor und die vorhandenen Angebote informiert werden.
- Die Herausforderung und v.a. die regionalen Veränderungen im Gesundheitssystem werden nicht transparent genug kommuniziert, die Bevölkerung wird nicht adäquat mitgenommen. Dies schafft Politikverdrossenheit, Vertrauen geht verloren. Es bedarf umfassenderer und niedrigschwelliger Informationen, die leichter zugänglich und leicht verständlich sind.
- Es mag am Arzt-/Facharztmangel liegen, aber viele Menschen haben verlernt, in Krankheitsfällen ihre Situation richtig einzuschätzen. So sind z. B. 60 % der Rettungswageneinsätze gar nicht notwendig. Dies bindet dringend benötigte Kapazitäten in Notfällen . Gleiches betrifft auch die Notaufnahmen, die vielfach überlaufen sind von Bagatellfällen. Es bedarf daher anderer Ansätze, wie z.B. durch Notfalldienstpraxen / ärztliche Bereitschaftsdienste um hier Entlastungen zu erzeugen. Mehr Information über Abläufe in den Krankenhäusern, mehr Bildung und Befähigung der Bevölkerung, auch z.B. durch 1. Hilfe-Kurse erscheinen notwendig.
Die Betreuung älterer Menschen muss sichergestellt werden.
- Insbesondere ältere Menschen, die allein zu Hause leben, sind von Einsamkeit betroffen und die Anzahl der Betroffenen wird aufgrund des demografischen Wandels zunehmen. Mit entsprechenden Projekten/Ansätzen wie z. B. durch Besuche von Schulkindern/FSJler:innen/Ehrenamtlern kann die Lebensqualität dieser Menschen verbessert werden.
- Bei der Pflege und im Gesundheitssystem muss die Nutzung innovativer Ansätze, wie z. B. der Einsatz von Robotern oder digitale Angebote geprüft werden, auch um Fachkräfte / überlaufende Praxen zu entlasten. Die Telemedizin ist ebenso ein möglicher Lösungsansatz, der mit der Digitalisierung weiter voranschreitet und in anderen, meist sehr weiträumigen Gegenden (Beispiel Skandinavien) bereits Eingang gefunden hat.
Die vorhandenen Angebote/Informationen müssen über eine Anlaufstelle gebündelt werden.
- Diese zentrale Anlaufstelle hilft und informiert bei allen Fragen rund um die Themen Gesundheit und Pflege. Dadurch können Ärzte und Pflegeeinrichtungen entlastet und den Bürgern ein niedrigschwelliges und transparentes Angebot gemacht werden.
- Diese zentrale Anlaufstelle kann z. B. im Sinne eines Gesundheitskiosks organsiert sein und/oder aber auch als digitale Plattform/Anlaufstelle. Wichtig ist die Bündelung von Wissen und Angeboten über eine Anlaufstelle, auch mehrsprachig.
- Mobilität spielt bei der Erreichbarkeit von Gesundheitseinrichtungen und -dienstleistungen eine zentrale Rolle, aber auch für die Gesunderhaltung. Der Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur ist ein Baustein, um Mobilität direkt zu einem Gesundheitsthema zu machen.
Die Gebietskörperschaften und Institutionen/Akteure des Gesundheitssektors müssen viel stärker zusammenarbeiten.
- Es wirkt so, als würden die Stadt Wilhelmshaven und der Landkreis Friesland in Gesundheitsfragen noch nicht wirklich eng zusammenarbeiten, z. B. bei der Krankenhausreform, sodass Gelder verschwendet werden und das Vertrauen bzw. die Glaubwürdigkeit der Bevölkerung in das Projekt schwindet. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels ist eine enge Zusammenarbeit der Kommunen, aber z. B. auch der Krankenhäuser mit der Pflege notwendig. Dies bedarf ggf. neuer Konzepte/Ansätze und einer Zentralisierung bzw. zentralisierten Koordinierung.
- Für die engere Zusammenarbeit ist u. a. die Kompatibilität der IT-Systeme von Krankenhäusern und Verwaltungsdiensten und anderen verknüpften Einrichtungen erforderlich. Hier bedarf es Investitionen in die Digitalisierung/Schnittstellen.
- Die Zusammenarbeit sollte zudem auch das Gebiet der Fachkräftesicherung beinhalten.
Die Region muss für Fachkräfte aus dem Gesundheitssektor attraktiv sein.
- Der Blick auf lediglich eine Person, ob Mann oder Frau als Fachkraft, um diese für die Region zu gewinnen bzw. attraktiv genug zu sein, um diese Person zu halten, reicht heute nicht. Aufgrund geänderter Lebensformen, anderer Familienverbände usw. muss in Familie, in Lebensverbänden gedacht werden. Ein Arzt oder eine Ärztin bringt noch einen Lebenspartner, eine Lebenspartnerin mit, vielleicht noch Kinder und sogar ein Elternteil. Es reicht also nicht, einen Arbeitsplatz für eine Person zu denken, es geht um die ganze Familie. Wenn Angebote für die ganze Familie mitgedacht und angeboten werden, kann ein Alleinstellungsmerkmal der Region herausgearbeitet werden, ist sie attraktiv für zuziehende Fachkräfte und für die bereits in der Region Beschäftigten. Dafür müssen dann auch u. a. ausreichend Betreuungskapazitäten für die Kinder oder zu pflegende Elternteile, guter und bezahlbarer Wohnraum usw. zur Verfügung stehen.