Arbeitsgruppe Wohnen und Nachbarschaft
Strategische Ansätze
Die Schaffung und Sicherung von gutem und bezahlbaren Wohnraum in einer sicheren und guten Nachbarschaft ist eine zentrale Grundlage für eine gute Lebensqualität der Bewohner und Bewohnerinnen in der Stadt und in der Region. Gleichzeitig werden damit auch die Chancen verbessert, den Standort auch für Zuwanderer attraktiver zu machen und einen Beitrag zur Lösung des Fachkräftemangels zu leisten. Die besonderen Qualitäten der Region müssen in der Zukunft stärker herausgestellt werden. Die Lebensbedingungen in der Stadt und im ländlichen Umland unterscheiden sich, dies ist bei den strategischen Maßnahmen zu berücksichtigen. Grundsätzlich ist darauf zu achten, dass die für die regionale Entwicklung bedeutsamen Ansiedlungen von Industrie und Gewerbe nicht zu Lasten der Umwelt- und Lebensqualität gehen.
- Das Thema Wohnen hat einen ganz unmittelbaren und direkten Bezug zum Leben der Menschen in Stadt und Region. Es gibt daher ein großes Interesse und eine große Bereitschaft, sich in diesem Bereich der Strategieentwicklung zu beteiligen. Zukünftig sollte dabei stärker darauf geachtet werden, dass auch Bewohner aus den eher sozialbenachteiligten Gebieten und insbesondere auch Menschen mit Migrationshintergrund aktiver angesprochen und in den Beteiligungsprozess eingebunden werden.
- Vor allem Wilhelmshaven hat für Außenstehende ein schlechtes Image; es gibt viele Pendler auch aus weiter entfernt liegenden Kommunen, für die Wilhelmshaven als Wohnort wenig attraktiv erscheint.
- Welche konkreten Auswirkungen sich durch neu angeworbene Fachkräfte auf dem Wohnungsmarkt ergeben, ist nicht hinreichend geklärt. Dies gilt auch für die Frage, ob es bei einer Zunahme der Wohnungsnachfrage zu Verdrängungseffekt kommt. Dies kann für bestimmte Wohnungsnachfrager zu einem Problem werden, da aktuell das Mitpreisniveau in den umliegenden Kommunen höher als das in Wilhelmshaven gibt. In der Stadt Wilhelmshaven selbst gibt es bereits solche Tendenzen. Einige Viertel wurden aufgewertet, gelten als hippe „Kieze“ mit unterschiedlichen Lebensgefühlen und Lebensarten. Die Mieten steigen und damit auch potenziell die Gefahr, das bisherige Bewohner verdrängt werden
- In den ländlichen Umlandgemeinden nehmen auch die Zweitwohnungen zu; damit werden Leerstände vermieden, aber gleichzeitig kommt es auch zu Veränderung der Sozialstruktur in den Dörfern mit Auswirkungen vor allem auch auf das Vereinswesen und das Ehrenamt. Hier kommt dann auch der demographische Wandel erschwerend hinzu.
- Eine weitere Zersiedelung der Landschaft wird als Risiko gesehen, vor allem der Sicherung der Daseinsvorsorge wird als Herausforderung gesehen.
- Die Marine tritt als Nachfrager auf dem Wohnungsmarkt auf. Zu Corona Zeiten durften Soldaten nicht an Bord schlafen und wurden in Wohnungen und WGs an Land untergebracht. Diese Vorgabe ist in der Zwischenzeit aufgehoben, aber viele Marinesoldaten behalten dennoch die Mietwohnungen in der Stadt. Vor dem Hintergrund der aktuellen geopolitischen Lage wird die Marine in der Stadt weiterhin eine wichtige ökonomische Rolle spielen, mit entsprechenden Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt.
- Insbesondere in der Stadt Wilhelmshaven wird den Wohnungsbaugesellschaften eine besondere Rolle zugewiesen. Während die Aktivitäten der städtischen Gesellschaft insgesamt positiv herausgestellt werden, werden andere Marktakteure eher kritisch gesehen. Investitionen in den Wohnungsbestanden werden als reine Kapitalanlage betrachtet. Für Mieter bedeutet dies einen häufigen Wechsel der Eigentümer, Probleme bei Abrechnungen und insgesamt eine hohe Unsicherheit
- Sport und Vereine sind wichtige Stützen des gesellschaftlichen Zusammenlebens, kann aber in ländlichen Gemeinden aufgrund des demographischen Wandels schon eine Herausforderung sein
- Das Leben in den Quartieren ist stark von der Sozialstruktur abhängig; wichtig ist es dabei vor allem zu verhindern, das Parallelwelten entstehen. Randgruppen sind in die Bachbarschaft zu integrieren und dem Trend der Individualisierung ist entgegenzuwirken
- Ob ein Quartier als lebenswert gilt, hängt auch mit ab vom Kriterium Sicherheit; dazu zählen Beleuchtung, Grünflächen; saubere Umgebung ; saubere Spielplätze und Leerstände aufwerten
- Um ein gutes Wohnumfeld mit einer hohen Lebensqualität zu sichern, werden verschiedene Maßnahmen und Projekte hervorgehoben:
- Bildungsstätten in erreichbarer Nähe
- Schaffung von Mehrgenerationenhäuser
- Sicherung von Einrichtungen der Daseinsvorsorge: Einkaufmöglichkeiten; Gesundheitswesen, Freizeiteinrichtungen, Wochenmärkte
- Unterstützung älterer Menschen; Stärkung des Gemeinschaftssinns, bspw. durch gemeinsame Aktivitäten, wie Straßenfest, Organisation von Repaircafes
- Nutzung der Mietpreisbremse
- Angebote an Digitalisierung schaffen; älteren Personen verfügen oft nicht über die entsprechenden Fähigkeiten
- Schaffung von Begegnungsstätten und Bürgerwerkstätten
- Förderung von Angeboten für den kulturellen Austausch.
- Es gibt bereits innovative und nachhaltige Angebote auf der städtischen Ebene, die aber bisher nur unzureichend kommuniziert werden; Nutzung neuer Social Media – Kanäle um bestimmte Zielgruppen zu erreichen