Kunst und Kultur nachhaltig und zukunftssicher gestalten!
Kunst und Kultur sind keine Mitläufer:innen einer Gesellschaft, sondern zentral für Demokratie und gutes Leben. Die COVID-19-Pandemie hat gezeigt: Künstler:innen leben und arbeiten häufig unter derart prekären Bedingungen, dass jede Krise zur Existenzbedrohung wird.
Kunst und Kultur sind in ihrer Vielfältigkeit für uns alle unverzichtbar. Aber Kürzungen der Förderung, Schließungen oder Privatisierungen von öffentlichen Einrichtungen und massiver Personalabbau haben den öffentlichen Kultursektor seit Jahrzehnten geschwächt. Befristete, schlecht vergütete Arbeitsverhältnisse und der hohe Anteil von befristeter Projektförderung lassen keine Rücklagenbildung zu. Das führt – insbesondere in der freien Szene – zu prekären Lebensverhältnissen. Besonders darstellenden Künstler:innen, Musiker:innen und die Beschäftigten in der Veranstaltungswirtschaft verzeichneten existenzbedrohende Verluste durch die Absagen von Veranstaltungen und Aufführungen. Oftmals sind Angst, Depressionen und Suchtmittelmissbrauch die Folge.
Um Chancengleichheit, Inklusion und Vielfalt zu stärken, muss die Kulturförderung weiterentwickelt werden, um sich an macht- und diskriminierungskritischen Kriterien zu orientieren. Vielfalt im Kulturbereich nutzt allen, sie ermöglicht neue Perspektiven und neue Besucher:innen. Dazu braucht es partizipative Freiräume für junge Menschen aus allen sozialen Schichten wie sozial-inklusive und kulturelle Zentren, urbane Clubkultur, Vereinskultur, kommunale Kinos und Theater. Die Gesellschaft braucht Orte kultureller Bildung – Bibliotheken ebenso wie Räume für experimentelle Künste, museale Einrichtungen und eine lebendige Gedenkkultur. Voraussetzungen für all das sind gute, existenzsichernde Arbeitsverhältnisse und ausreichende soziale Sicherheit. Kulturräume stehen in den Großstädten unter Druck steigender Mieten und starker Nutzungskonkurrenz. Daher geht ein relevanter Anteil von Fördergeldern in Mietkosten.
Die neuBasis fordert daher:
- Die gesetzlichen Sozialsicherungssysteme müssen für weitere Berufsgruppen geöffnet und die Kulturförderungen erhöht werden.
- Verbindliche Standards für Honorare in der freien Kunst- und Kulturszene, branchenspezifische Honoraruntergrenzen, die an kollektivvertragliche Bedingungen geknüpft sind und eine rechtlich abgesicherte Ausstellungsvergütung für Künstler:innen beinhalten.
- Eine Open-Access-Strategie für den Kulturbereich soll etabliert werden, um Möglichkeiten und Anreize für Kultureinrichtungen zu schaffen, ihre digitalen Veröffentlichungen unter freie Lizenzen zu stellen.
- Die Erinnerung an die Opfer von rassistischer und antisemitischer Gewalt in der jüngeren Geschichte muss stärker verankert werden. Wir wollen Gedenkstätten als Lernorte und Dokumentationsstätten stärken und machen uns für eine antifaschistische Erinnerungskultur stark, die alle Schichten der Gesellschaft erreichen soll.
- Eine plurale Geschichts- und Erinnerungspolitik, die sich an den Realitäten unserer multikulturellen Gesellschaft orientiert, muss kreative Freiräume zur Verfügung stellen, die für eine partizipative und experimentelle Nutzung und Durchmischung der Kulturen offenstehen.
- Das Ungleichgewicht in der Kulturförderung muss aufgehoben werden. Dies betrifft einerseits das Verhältnis der Anteile einzelnen Kunst- und Kulturförderungen und andererseits das Missverhältnis zwischen institutioneller und projektorientierter Förderung. Um eine krisenfeste Kreativität zu garantieren, muss die Kunst- und Kulturförderung insgesamt nachhaltiger, unbürokratischer, autonomer und weniger projektorientiert gestaltet werden.
- Neben dem Bestandsschutz müssen neue Räume zu kulturkompatiblen Mietkonditionen akquiriert und vor allem mehr Räume in staatliches Eigentum überführt werden, um unabhängiger von privaten Eigentümern und Investoren zu werden.
- Künstler:innen sollen zudem eingeladen werden, selbstverständlich unter fairer Entlohnung, offene Veranstaltungen bzw. Workshops für den BSA und grundsätzlich interessierte Personen zu veranstalten.
Weiterleitung an den BSA-Bundestag und den SPÖ-Bundesparteitag