Themenfeld „Kompetenzen“: Sammlung Ziele, Ansätze, Maßnahmen
Entwicklungskompetenzen, als nicht-monetäre Form der Unterstützung und Förderung, spielen in einem wirkungsvollen Ökosystem eine essenzielle Rolle.
Ein herausragender Faktor für die erfolgreiche Entwicklung, Umsetzung und Steuerung von gesellschaftlichen Innovationen ist die professionelle Führung von Organisationen: der Aufbau von notwendigen Kompetenzen stützt so die gezielte gesellschaftliche Wirkung. SocEnts benötigen Wissen über klassische Werkzeuge aus der Betriebswirtschaftslehre, wie Recht und Organisationsführung, zum Beispiel Geschäftsmodellentwicklung oder Personalmanagement. Gleichzeitig ist der Kompetenzerwerb in SocEnt-spezifischen Bereichen, wie der Entwicklung einer nachvollziehbaren Wirkungslogik und der anschließenden Wirkungsdokumentation, notwendig.
In den verschiedenen Entwicklungsphasen von Sozialunternehmen, der Ideen- und Gründungsphase, der Wachstums/Wirkungsskalierungsphase sowie der Marktetablierung bzw. der Phase des Lösungstransfer und Stabilisierung, werden darüber hinaus unterschiedliche Angebote für den Kompetenzaufbau benötigt, die für den Entwicklungsstand relevant sind und die Organisationen bei der Weiterentwicklung unterstützen. Aus diesem Grund sprechen wir von ”Entwicklungskompetenzen”. Je nach SocEnt, entsteht damit aufgrund unterschiedlicher Finanzierungsmodelle und Wirkungslogiken, ein ausdifferenziertes Bedarfsbild, welche Form und Art der Kompetenzerweiterung notwendig und unterstützend ist.
Genauso wichtig, wie die professionelle Führung von Organisationen, ist es, von Anfang an Strategien für gesellschaftliche Wirkung zu entwickeln und Veränderung aus einer Systemlogik zu denken. Teilweise ist die Gründung einer eigenen Organisation nicht zielführend, sondern die Kollaboration mit bestehenden Akteuren wirkungsvoller. Um dies strategisch zu entscheiden, ist ein erweitertes Wissen und eine Haltung notwendig, die ebenfalls erlernt werden kann.
Welche Möglichkeiten gibt es, um Angebote zur Kompetenzstärkung und Entwicklung zu schaffen und zu fördern?
SocEnts können durch ”Erfahrungslernen”, in der Gründungsphase in Inkubatoren und in der Skalierungsphase in Acceleratoren, wichtige Kompetenzen direkt in der Praxis erwerben, da sie in der Umsetzung gezielt begleitet werden. Durch den Aufbau und die Förderung gemeinsamer Räume zur Vernetzung der Community und eine qualifizierte Unterstützung, können sich die Organisationen gegenseitig beraten und helfen (Peer-to-Peer-Learning). Klassische Angebote zur Gründungsförderung, wie z. B. das der Handelskammer Hamburg, können durch “Train-the-Trainer” Konzepte auf die Bedürfnisse von Sozialunternehmen angepasst werden.
Hamburger Potenziale
Hamburg hat gute Grundlagen für die Förderung von Entwicklungskompetenzen:
In Hamburg gibt es ein kleines, sehr wirksames Ökosystem für SocEnt. Dort gibt es viele etablierte Akteure, die über ein tief gehendes Fachwissen verfügen. Das Ökosystem greift besonders stark in der Gründungsphase. SocEnts verfügen gleichzeitig im Bereich Lösungsskalierung und Stabilisierung über wenig bis keine Angebote. Die bestehenden Strukturen werden von einem hohen ehrenamtlichen Engagement und einem starken Peer-to-Peer-Beratungsnetzwerk gestützt, da es wenig Zugang zu notwendigen Ressourcen gibt. Eine finanzielle Förderung der bestehenden Strukturen kann die Wirkung erheblich steigern.
Hamburg hat eine breite Wirtschafts- und Innovationsförderung mit vielen Anlaufstellen und Angeboten für Gründungsinteressierte und Unternehmen. Es gibt eine gute Vernetzung zwischen Wissenschaft und Forschung mit Gründer:innen und Unternehmen. Die vielen Anlaufstellen bieten bisher jedoch wenig Angebote für SocEnts.
Die Strukturen in Hamburg sind gegenwärtig in die Bereiche der klassischen Gründungs-, Wirtschafts- und Innovationsförderung und der SocEnt-spezifischen Kompetenzförderung unterteilt und wenig miteinander vernetzt.
Zielsetzungen
Die Entwicklungskompetenzen von SocEnts in Hamburg sollen in allen Entwicklungsphasen durch Angebote gestärkt werden. Dafür soll die Wissensbasis zu SocEnts in Hamburg verankert und eine Orientierung über die bestehenden Angebote für die SocEnts geboten werden. Die bestehenden SocEnt-Strukturen, die Entwicklungskompetenzen fördern, sollen dabei unterstützt werden.
Bestehende Angebote der klassischen Gründungs-, Wirtschafts- und Innovationsförderung sollen um SocEnt-spezifische Angebote erweitert werden, um die Entwicklung von gesellschaftlichen Innovationen in Hamburg zu fördern.
Die SocEnt-Community soll, als zentraler Ort für Kompetenzerwerb, gestärkt und mit den notwendigen Räumen und Formaten unterstützt werden.
Diese Zielsetzungen sollen erfüllt werden, indem bestehende Akteure gefördert, bestehende Angebote erweitert und ungenutztes Potential durch neue Angebote gehoben wird.
Ansatzpunkte und Maßnahmenvorschläge
Bestehende SocEnt-Strukturen, die Entwicklungsangebote bieten, stärken
Das SocEnt-Ökosystem in Hamburg soll über eigene Strukturen und Kompetenzerweiterungsmöglichkeiten verfügen, bestehende SocEnt-Akteure sollen gefördert werden. Die Strukturen sollen einen Kompetenzerwerb mit dem Fokus auf gesellschaftliche Wirkung ermöglichen und Angebote für alle Entwicklungsphasen von SocEnt bieten. Eine bessere Vernetzung mit Akteuren der Wirtschafts- und Innovationsförderung und Universitäten/Hochschulen soll ermöglicht werden, um die Wirkung der Ökosysteme miteinander zu fördern. Mögliche Maßnahmen:
SocEnt-spezialisierte Beratung:
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Spezialisierte Berater:innen für SocEnt fördern, Pool aufbauen und für Beratung nutzen
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Mentoring-Matching-Programm HH, Pro-Bono-Beratungen etablieren
Fokus Inkubatoren & Acceleratoren:
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Bestehende SocEnt-Inkubatoren-Angebote stärker mit Wirtschafts-Inkubatoren vernetzen um Kollaboration zu stärken u. a. durch gemeinsame Formate und Programme
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Hamburg-Hackathon für gesellschaftliche Innovationen mit Umsetzungsprogramm
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Acceleratoren-Angebote schaffen, um Wissensbedarf im Bereich Lösungsskalierung und Stabilisierung in SocEnt-Community zu decken
Bestehende Strukturen der Wirtschaftsförderung & Forschung/Wissenschaft für SocEnt öffnen
Klassische Gründungs- und Wirtschaftsförderungen sollen dazu befähigt werden, durch eine Erweiterung ihres Angebots, SocEnt als einen festen Bestandteil der Kompetenzförderung, im Bereich der Wirtschafts- und Innovationsförderung, zu integrieren. Mögliche Maßnahmen:
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Train-the-Trainer-Qualifizierung in SocEnt-Themen für etablierte Akteure in Gründungs- und Wirtschaftsberatung (z. B. Handelskammer) sowie Verwaltung.
Fokus – Inkubatoren & Acceleratoren:
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SocEnt als verpflichtendes Beratungsangebot in bestehende Inkubatoren integrieren (auch in thematische Inkubatoren: Fintech, Umwelt)
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Spezifische SocEnt-Förderung insbesondere in Inkubatoren mit starker Vernetzung zu Hochschulen/Universitäten ermöglichen – hier auf bestehenden Formaten aufbauen
Fokus – Universitäten und Fachhochschulen öffnen:
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Öffnung bestehender Unterstützungsangebote der Gründungsförderung für SocEnt an Universitäten und Hochschulen
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Studierende (beginnend mit BWL) kommen mit SocEnt und Entrepreneurial Mindset in Kontakt (Wahlpflichtfach)
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Studienbegleitendes SocEnt-Zertifikatsprogramm
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Räume für SocEnt an Universitäten und Hochschulen
Orientierung bieten und Ansprechpartner schaffen
SocEnts sollen einen umfassenden Überblick über existierende Angebote, Formate und Wettbewerbe im Bereich Entwicklungskompetenzen bekommen. Dies soll sich am gesamten Bedarf der “Entrepreneurial Journey” orientieren und über die Stadtgrenzen hinweg gedacht werden. Lücken im Beratungsangebot in Hamburg sollen geschlossen werden. Mögliche Maßnahmen:
Zentrales SocEnt-Kompetenzzentrum im Land:
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Zentralen Akteur als Ansprechpartner für Kompetenz- und Wissen/Vernetzung etablieren (mit starken Schnittstellen zu etablierten Akteuren z. B. Handelskammer und zur Verwaltung)
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Der Akteur kann als Träger für digitale Angebote dienen: Plattform, die Beratungsangebote, Wettbewerbe, Formate, Orte und Akteure bündelt, gleichzeitig Berater:innen und Mentor:innen vor Ort
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Sichtbarkeit des Angebots in SocEnt-Community und klassischer Gründungs- und Innovationsförderung erhöhen
Community als Dreh- und Angelpunkt
Die Community ist ein zentraler Ort für den Kompetenzerwerb durch Austausch der SocEnt untereinander. Um dieses Potenzial weiterhin zu stärken, sollen Räume zur Vernetzung geschaffen und diese als Orte des Lernens strategisch gefördert werden. Mögliche Maßnahmen:
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Räume für lokale Vernetzung und Beratung vor Ort, wo auch Gesellschaft stattfindet und Impact erlebbar wird
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Austauschformate ermöglichen
Hinweis: Mehr Informationen dazu im vorherigen Kapitel (Themenfeld Community)