Skip to content

Geburtshaus/Marktstraße

Das Winsener Eckermann-Denkmal ist über die Ehrung eines der bedeutendsten Winsener hinaus auch Zeugnis dafür, wie das Gedenken an diese Persönlichkeit nach dem Zweiten Weltkrieg gestärkt wurde, und zudem das Werk der Künstler Max Schegulla und Erich Brüggemann — letzter immerhin auch Ehrenbürger unserer Stadt. All diesen Gesichtspunkten Rechnung zu tragen, bieten die notwendige Verlegung des Standorts und eine professionelle Restaurierung die vermutlich auf Jahre und Jahrzehnte hinaus einzigartige Chance!

Das Denkmal entstand in den 1950er Jahren. Geplant war, es zu Eckermanns 100. Todestag fertigzustellen, was wohl nicht ganz gelang. Es zeigt aber, wie sich die Bürger der Stadt auf die Geschichte der Stadt und ihre Stärken besannen. Viele Bürger waren bereit, Geld zu spenden, um diese Würdigung „ihres“ Eckermann vorzunehmen. Auch Gestaltung und Ausführung sind Dokument dieser Zeit.

Darüber hinaus handelt es sich um ein nicht nur als Denkmal, sondern auch als Werk der Künstler Max Schegulla (verst. 2008) — Kulturpreisträger des Landkreises Harburg 1991 — und Erich Brüggemann (1928–2019) — Ehrenbürger der Stadt Winsen (Luhe), Träger des Hessischen Staatspreises für das Deutsche Kunsthandwerk 1983, des Bayerischen Staatspreises 1985, des Preises der Justus Brinckmann Gesellschaft 1990 — schützenswertes kulturelles Erbe unserer Stadt. Bei der ersten Standortänderung in den 1980ern konnten die Künstler den Änderungen noch persönlich zustimmen, heute müssten aber aus Sicht des Urheberrechts ihre Erben einbezogen werden (dieser Schutz endet erst zum 31.12.2089).

Zu Recht geschützt sind Gestaltung (besonders: Auswahl der auf den Platten abgebildeten Motive/zitierten Aussagen) und Ausführung (Wahl des Materials, Anbringung an dem Klinkerpfeiler) des Denkmals. Selbst wenn eine Veränderung mit Zustimmung der Erben rechtlich zulässig sein sollte, ist davon abzusehen, da es den künstlerischen Entwurf ebenso zerstören würde wie das historische Zeugnis. Wir sehen die Chance, dass mit einer fachgerechten Restaurierung vielleicht das ursprüngliche Material weitgehend erhalten, fixiert und vor weiterem Zerfall im Freien geschützt werden kann. Zugleich bietet dies Anlass und Möglichkeit, die Hintergründe der Materialwahl (das sog. „Sculp-Metall“ war damals sehr fortschrittlich) zu erforschen, um sie künftig besser einordnen zu können. Falls eine erhaltende Restaurierung nicht möglich sein sollte, wäre eine seinerzeit auch mit Erich Brüggemann abgesprochene 1:1-Erneuerung der Tafeln in Bronze die zweitbeste Lösung.

Ferner ist auch bei der Auswahl eines neuen Standorts behutsam vorzugehen. Ursprünglich bestand eine große räumliche Nähe zu Eckermanns Geburtshaus und selbst nach der Versetzung immerhin noch eine Sichtbeziehung dazu. Hier sehen wir die Chance mit der Neugestaltung der Fußgängerzone diesem ursprünglich beabsichtigten und zunächst erreichten Zustand wieder näher zu kommen. Der favorisierte Standort wäre also möglichst der erste Standort des Denkmals oder ein geeigneter in möglichst großer Nähe dazu in der Marktstraße. Hinsichtlich des Klinkerpfeilers regen wir eine Konsultation mit den Denkmalschutzbehörden an, ob am „ursprünglichen“ Standort auch eine Rekonstruktion/Restaurierung der ursprünglichen Ausführung möglich ist oder nur eine Konsolidierung des derzeitigen Zustandes.

Eike-Christian Harden, 2. Vorsitzender des Heimat- und Museumverein Winsen (Luhe) und Umgebung e.V.

Eike Harden
Reference No.: 2022-09905
adhocracy+ is funded by donations.
Donate now
Donate now to adhocracy+