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Verdichtung, Verkehr, Infrastruktur

Wir möchten gerne einige Kritikpunkte & Verbesserungsvorschläge zum B-Plan Nr. 36c „Winsener Wiesen-Nordwest“ vorbringen:

Verdichtung

Der B-Plan sieht eine starke Verdichtung des Neubaugebietes vor, insbesondere im direkten Vergleich mit dem älteren Baugebiet Winsen Wiesen Süd. Dies bedingt eine Reihe von Konsequenzen:

  1. Erhöhter Bedarf an Ressourcen (Energie, Wasser, Lebensmittel)
  2. Erhöhter Bedarf an Infrastruktur (Ärzte, KiTas, Schulen)
  3. Mehr Verkehr (individueller Verkehr, Parkfläche, öffentlicher Nahverkehr)

Da diese Punkte im B-Plan bisher nicht oder nur unzureichend adressiert sind, fordern wir

  1. Eine Reduzierung der Verdichtung auf ein verträglicheres Maß
  2. Ausweisen von Flächen für Gewerbe (Lebensmittel), Arzt, sowie eine KiTa. Diese könnten durchaus z.B. im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses entstehen, die ja ohnehin in größerer Anzahl gebaut werden sollen.
  3. Die Einrichtung eines größeren Spielplatzes für Kinder verschieden Alters (anders als der Spielplatz im Baugebiet Winsen Wiesen Süd).
  4. Eine durchdachtere Gesamtstrategie für den Verkehr (siehe weiterer Punkt „Verkehr“)

Verkehr

Der B-Plan enthält derzeit keine Gesamtstrategie für den hinzukommenden Verkehr, der den aktuellen Verkehr auf Grund der Verdichtung (siehe vorherigen Punkt „Verdichtung“) um ein Vielfaches übersteigen wird. Darüber hinaus gibt es ebenfalls kein Konzept für den erheblichen zu erwartenden Baustellenverkehr.

Die derzeit am häufigsten genannte Option ist die Ableitung des Verkehrs ausschließlich über die Astrid-Lindgren-Straße. Die lange geplante Anbindung an die Pritzwalker Straße hingegen wird sowohl von Politik wie auch von den Anwohnern angezweifelt.

Sicherlich lässt sich aus Anwohnersicht verstehen, dass eine Anbindung der Pritzwalker Straße zu mehr Verkehrslärm führen würde, insbesondere, da es sich derzeit um eine Sackgasse handelt. Dies trifft aber auch auf die Anwohner der Astrid-Lindgren-Straße zu. Zur fairen Verteilung der Last sollten also beide Richtungen erschlossen werden. Da eine Verbindung von Astrid-Lindgen-Straße und Pritzwalker Straße bereits seit Jahrzenten geplant ist, sollte dies auch wenig überraschend für die Anwohner sein.

Häufig wird das Argument der Vermeidung von Schleichverkehren genannt. Dies ist sinnvoll, jedoch auch auf anderem Wege zu vermeiden, die bisher nicht eruiert worden sind, wie z.B. Einrichtung einer Anliegerstraße (ggf. mit physischer Barriere) zwischen dem Kreisverkehr Wichernweg / Hoopter Straße und der Kreuzung Bodelschwinghstraße / Astrid-Lindgren-Straße, Bau einer Umgehungsstraße, oder ähnlichem. Bereits heute wird die Bodelschwinghstraße / Wiesenweg / Wichernweg illegalerweise als Schleichweg genutzt. Auch dieses Schlupfloch sollte geschlossen werden, insbesondere auch, da Autofahrer hier nicht selten mit ~100km/h unterwegs sind.

Ebenfalls die bestehende Anbindung der Astrid-Lindgren-Straße an den Gerdener Deich (K86) sollte überdacht werden. Hier wäre z.B. die Einrichtung eines weiteren Kreisverkehres sinnvoll, oder eine Änderung der Verkehrsführung, so dass die Astrid-Lindgren-Straße direkt an den bestehenden Kreisverkehr der heute Gerdener Deich (K86), Hansestraße, Hamburger Str. und L217 verbindet. Die dafür notwendige Fläche ist vorhanden und liegt seit Jahrzenten brach.

Im Übrigen sollte auf der Hamburger Str. in Höhe der Bushaltestelle „Musikschule“ unabhängig vom Neubaugebiet dringend eine Fußgängerampel oder ein Zebrastreifen eingerichtet werden, zur Erhöhung der Sicherheit beim Überqueren der Straße insbesondere für Kinder.

Für den Baustellenverkehr sollte eine Sonderlösung gefunden werden. Die bestehende Astrid-Lindgren-Straße ist für große, schwere LKW nicht ausgelegt, wie sich auch kürzlich beim monatelangen Bau des Mehrfamilienhauses an der Ecke Astrid-Lindgren-Straße / Michael-Ende-Weg gezeigt hat. Ein Verkehrschaos und jede Menge Dreck waren die Konsequenz. Jahrelange Beeinträchtigungen (derzeit wird von einer Bauzeit von 5-8 Jahren ausgegangen) sind nicht hinnehmbar und zu vermeiden, insbesondere ist z.B. auch sicherzustellen, dass große Fahrzeuge wie Müllabfuhr, Feuerwehr und Krankenwagen zu jederzeit passieren können, was bei der engen Straße schwierig sein dürfte. Intensiver Baustellenverkehr verträgt sich außerdem nicht mit spielenden Kindern, die auf der Astrid-Lindgren-Straße zu jeder Tageszeit anzutreffen sind. Aus diesem Grund sollten auch das Parken in zweiter Reihe, was seit etwa einem Jahr praktiziert wird, auf der gesamten Astrid-Lindgren-Straße verboten werden, unabhängig vom Neubaugebiet Winsener Wiesen Nordwest.

Parkflächen

Im B-Plan ist derzeit ein Parkplatz (Schlüssel 1,0) pro Wohneinheit vorgesehen. Die Erfahrung im Baugebiet Winsener Wiesen Süd, in dem ein Schlüssel von 1,3 angewandt wurde, zeigt, dass dieser Plan viel zu knapp und illusorisch ist. Die meisten Haushalte haben zwei, einige sogar drei Autos (erwachsene Kinder). Da es keine Pflicht zur Errichtung von Parkplätzen auf den Grundstücken gibt, z.B. in Form von Tiefgaragen, Carports, Garagen oder einfachen Stellflächen ist damit zu rechnen, dass diese Fahrzeuge im öffentlichen Raum abgestellt werden, was insbesondere bei Mehrfamilienhäusern problematisch ist, da hier mehr Autos pro Quadratmeter Grundfläche zu erwarten sind. Die derzeit geplanten Parkplätze werden dafür nicht ausreichen. Dies lässt sich bereits im Baugebiet Winsen Wiesen Süd beobachten, insbesondere im südlichen Teil der Astrid-Lindgren-Straße, in dem sich die Mehrfamilienhäuser befinden, aber auch in den vier Quartieren.

Da in Winsener Wiesen-Nordwest eine erhöhte Verdichtung vorgenommen werden soll, sollte es ebenfalls eine Pflicht zur Herstellung von Parkmöglichkeiten auf den eigenen Grundstücken geben. Die im öffentlichen Raum entstehenden Parkplätze sollten nicht für die Anwohner geplant werden, sondern ausschließlich für Besuch, o.ä. Eine Pflicht zur Herstellung von Parkmöglichkeiten auf dem eigenen Grundstück ist in vielen Städten bereits üblich und sollte auch hier Anwendung finden. Ferner sollten die Parkplätze der Mehrfamilienhäuser untrennbar mit der Wohnung verbunden sein und somit fester Bestandteil bei der Vermietung von Wohnungen sein, so dass am Ende die Mieter, um Mietkosten zu sparen, die Autos nicht doch im öffentlichen Raum abstellen.

Die Hoffnung auf möglicherweise weniger Fahrzeuge mit Hinblick auf die Einrichtung einer Bushaltestelle halten wir für utopisch, da der öffentliche Nahverkehr in Winsen nicht den Anforderungen der Bewohner entspricht (Regelmäßigkeit, direkte Verbindung, Transportmöglichkeiten für Einkäufe, etc.) und voraussichtlich weder von den Bewohnern der bestehenden Baugebiete noch den neuen Bewohner des Neubaugebietes genutzt werden wird.

Wasser & Strom

In anderen Städten hört man davon, dass die bestehenden Stromleitungen teilweise nicht ausreichen, um neue Wärmepumpe oder Ladesäulen für E-Autos anzuschließen. Durch die Errichtung des Neubaugebietes Winsener Wiesen Nordwest wird es voraussichtlich zu einem starken Strombedarf kommen, insbesondere da nach aktuellem Plan alle Wohneinheiten mit Luftwärmepumpen ausgestattet werden sollen, jedoch noch nicht mal klar ist, welchen Energiestandard die Neubauten erfüllen müssen (derzeitiger Plan nur Effizienzhaus 55). Dies darf keinesfalls zu lasten der Bestandsgebäude und deren Bewohner gehen. Die weitere Einrichtung von Ladesäulen für E-Autos oder der Anschluss von neuen Wärmepumpen im Bestandsgebiet muss Vorrang vor der Errichtung von Neubauten haben, sollte es hier zu Engpässen kommen. Dies ist in der derzeitigen Planung nicht berücksichtigt.

Das derzeitige Regenrückhaltebecken ist nach Aussagen der Stadt bereits zu 150% ausgelastet, d.h. auch ohne das Neubaugebiet ist eine Erweiterung überfällig. Ein Plan für ein weiteres Rückhaltebecken, ggf. auch innerhalb der Fläche des Neubaugebietes ist also dringend und vorrangig erforderlich.

Auch die Bepflanzung ist im B-Plan unzureichend geklärt. Bereits im Baugebiet Winsener Wiesen Süd sind große Bäume, die für viele Tiere lebensnotwendig sind, kaum anzutreffen. Zusätzlich wurde kürzlich ein großer Baumbestand am Regenrückhaltebecken ohne Ausgleichsmaßnahme gefällt, welches sich negativ auf die Fauna ausgewirkt hat. Die Herstellung von Baumbestand wird den Bewohnern überlassen. Es hat sich jedoch gezeigt, dass dies unzureichend erfolgt. Im Neubaugebiet Winsener Wiesen Nordwest wird das sogar noch weniger passieren, da hier signifikant mehr Mehrfamilienhäuser entstehen sollen, die üblicherweise jedoch überhaupt keine Bäume pflanzen werden. Es wäre also sowohl im öffentlichen Bereich als auch auf Privatgrundstücken eine Pflanzpflicht von größeren (heimischen) Bäumen angebracht.

Generell sollte zum Schutz von Flora & Fauna die Pflanzung von Neophyten untersagt oder wenigstens eingeschränkt werden. Ebenfalls sollte die Erstellung von Schottergärten untersagt werden. Im öffentlichen Bereich sollten Bäume gepflanzt werden, die dem Klimawandel standhalten und gleichzeitig zur Kühlung Schatten spenden. Eichen und Vogelbeeren z.B. sind nicht gut geeignet.  

LQ245
Reference No.: 2024-15454
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