Bebauungsplan für WiWi-Nord braucht vollständigen Kontext
Der geplanten Bebauung der Winsener Wiesen Nord mangelt es aktuell noch an vielen Details: strategisch, konzeptionell und pragmatisch. Ein Schließen dieser Lücke ist essentielle Voraussetzung für die Vermeidung eines nachhaltigen Vertrauensverlusts der Anwohner in den angrenzenden Wohngebieten als vor allem auch für die dauerhafte Zufriedenheit aller Bewohner inklusive der neu hinzukommenden.
Die jetzt geplante, für Winsen extreme Verdichtung (der Vergleich mit Hamburg ist hier absolut nicht zielführend, weil Mittelstadt und Großstadt bewusst unterschiedliche Strukturen haben) geht weit über die seinerzeit schriftlich avisierte Planung (200 weitere WE) hinaus und stellt damit nicht nur die damalige Entscheidungsgrundlage der heutigen Anwohner auf den Kopf sondern wird auch durch die infrastrukturellen Kontexte in keiner Weise aufgefangen. Der Vorschlag wirkt, wie mit heisser Nadel gestrickt, um wohnpolitische Versäumnisse der Vergangenheit schlagartig an einer Stelle nachzuholen.
Folgende Aspekte gilt es zu berücksichtigen:
- Das Gesamtziel des Bevölkerungswachstums in Winsen vor dem Hintergrund steigender Belastung/Auslastung vorhandener Infrastruktur (Kindergartenplätze, Schulen, Ärzte, Verkehrsknoten und Verkehrsströme) müssen sinnvoll definiert und entsprechende Massnahmen in allen Bereichen auf den Weg gebracht werden.
- Eine ausgeglichene Baugebietsentwicklung statt massiver Verdichtung an einer Stelle fördert die Akzeptanz und kann helfen, Verkehrsprobleme zu reduzieren sowie lokale Belastungsspitzen für Kindergärten/Grundschulen zu vermeiden.
- Die Verkehrsanbindung für WiWi-Nord muss nicht nur den dort wohnenden und sie beliefernden Fahrzeugen gerecht werden, sondern auch dem wachsenden Verkehr aus Stöckte, Hoopte und dem Neubaugebiet am Luhe-Deich. Ein wachsender Schleichverkehr durch das neue Wohngebiet über Astrid-Lindgren-Strasse ist unbedingt zu vermeiden.
- Es braucht einen realistischen Ausweis von Stellplätzen (im Schnitt mindestens 1,5 PKW je WE) ohne bereits unterstelltes Parken auf der Strasse, da die Auto-Intensität mit der Entfernung zur Innenstadt tendenziell zunimmt sowie aus der unterstellten Pendel-Situation vieler Arbeitnehmer Richtung Hamburg resultiert.
- Die Anbindung an Gehrdener Deich und BGS-Kreisel muss dauerhaft organistorisch gelöst werden. Hier staut es sich in den unvermeidlichen Stosszeiten jetzt schon
- Der über mehrere Jahre zu erwartende Baustellenverkehr mit seinen grossen und schweren LKW kann nach den Erfahrungen des letzten Neubaus nicht über die Astrid Lindgren Strasse geführt werden.
- Das anscheinend schon jetzt unterdimensionierte Regenwasser-Management muss vor dem Hintergrund massiver zusätzlicher Überbauung und perspektivisch zunehmender Starkregenereignisse völlig neu geplant und bei der GRZ berücksichtig werden (Liegt die eigentlich noch bei 0,25? Das sieht auf den Plänen nicht so aus)
- Unabhängig von WiWi-Nord gilt es einen Blick auf den durch parkende Autos teilweise erheblich beeinflussten Verkehrsfluss auf der Astrid-Lindgren-Straße zu werfen. Slalomfahren sowie riskante Manöver vor der 90°-Kurve am Schnittpunkt mit dem Mittelsten Weg sind heute schon an der Tagesordnung.
- Die gesamte Versorgung so vieler zusätzlicher Menschen im Norden Winsens (Bäcker, LEH, Ärzte, Kindergärten) kann von den bestehenden Strukturen nicht effizient geleistet werden. Hier braucht es Ideen und Ansiedlung zusätzlicher Anbieter - eventuell in einem kleinen Zentrum mit fußläufiger Anbindung an Wiwi Nord und Auto-Anbindung an die Hoopter Straße, um Kunden aus Stöckte/Hoopte mit aufnehmen zu können.
Dies sind sicher nur einige Aspekte, die es zu berücksichtigen gilt. Ich hoffe auf eine offene, ehrliche und pragmatische Diskussion mit Stadt, Planern und Bevölkerung bevor es zu einer Entscheidung kommt. Hier geht Detail vor Zeit: